Das Restaurant „Zur Sonne“ ist nach dem Hotel „Krone“ (1434) die zweitälteste der bestehenden Gaststätten Winterthurs und bestimmt eine der gemütlichsten. Archäologische Grabungen im Jahre 1981 brachten an den Tag, dass bereits im 11. Jahrhundert Menschen das Areal als so genannten Erdkeller benützten. Schon im späteren Mittelalter als Gasthaus mit Unterkunft (Taverne) dienend, wird das Haus erstmals im Jahre 1483 wegen eines Familienstreites im Ratsprotokoll erwähnt. Die älteste Verkaufsurkunde datiert von 1495. Vermutlich 1557 wurde das Haus neu gebaut, denn der Wirt, Hans Rieter, erhielt damals vom Rat ein Fenster verehrt. Der Name „Sonne“ ist seit 1600 überliefert. 1670 gewährte der Rat dem Sonnenwirt Heinrich Künzli sechs Pfunde für ein Fenster, was auf einen grösseren Umbau schliessen lässt. Später wurden die Vorder- und Hinterhäuser „zum blauen Trauben“ (Marktgasse 13) und „zur Sonne“ (Marktgasse 15) weiter ausgebaut und mit Wandbildern, bemalten Deckenbalken und Fenstersäulen, die zum grössten Teil heute noch vorhanden sind, ausgeschmückt. Die spätgotische Holzdecke der Gaststube ist 1945 freigelegt worden. Sie war, wie die gleichzeitig um etwa 1600 entstandenen Fenstersäulen aus Stein, gegen die Marktgasse von einer dicken Farbschicht bedeckt gewesen. Das prachtvolle schmiedeiserne Wirtshausschild stammt wohl aus dem späten 18. Jahrhundert.
Die „Sonne“ war 1800 an Tobias Ziegler „zur Geduld“ gekommen und blieb bis 1875 in dessen Familie, als sie zusammen mit dem Nachbarhaus Nr. 13 für insgesamt „124’000“ Franken Schweizer Währung“ an die 1868 gegründete „Actiengesellschaft“ Konsumverein Winterthur“ überging. Initiant für den Kauf war Nationalrat, Stadtpräsident und „Landbote“-Redakteur Salomon Bleuler, der auch den Konsumverein präsidierte. Ihm lag nicht nur die allgemeine Verbilligung der Lebenshaltungskosten durch Führung einer „Speiseanstalt“, einer Metzgerei und Bäckerei am Herzen, sondern auch die allgemeine Bildung mittels einer Volksbibliothek. Im Hinterhaus der „Sonne“ befanden sich während Jahrzehnten die Magazine, die Kaffeerösterei, der Petrolkeller, die Molkerei, die Bäckerei, der Fischmarkt und die Büros des Konsumvereins. Von 1925 bis 1975 befand sich im Erdgeschoss der „Sonne“ die Genossenschaftsbuchhandlung. Die „Sonne“ verkörperte für den Konsumverein (später Coop) eine Idee und war zudem als erste eigene Liegenschaft des Unternehmens etwas Besonderes. 1981/82 wurde das Haus von Grund auf und sorgfältig renoviert und am 1. Dezember 1999 im Zuge der strategischen Neuausrichtung von Coop an den Verein Vito-Haus zur Sonne verkauft.
Damit war für die 1863 gegründete Gymnasialverbindung Vitodurania (kurz Vito) mit den Farben
blau-weiss-blau, die sich nach dem alten Ortsnamen „Vitodurum“ für Winterthur nennt, ein Traum in
Erfüllung gegangen. Denn die „Sonne“ ist seit 1892 mit einem kurzen Unterbruch zwischen Juni 1896 bis
Januar 1898 das Stammlokal und die Heimat der Vito. Sie ist nicht nur ein gutbürgerliches Speiselokal,
sondern ebenso eine Stätte der Fröhlichkeit, in der bei Anlässen der Verbindung von den Aktiven und
Ehemaligen auch gesungen wird. Letztere sind als so genannte Alte Herren in der Alt-Vitodurania
zusammengeschlossen, die aber mit den Aktiven der Vitodurania ideell eine Einheit bildet und zum Kauf
der „Sonne“ eine spezielle Trägerschaft, den Verein Vito-Haus zur Sonne, gegründet hat.
Zusammen
mit den langjährigen Wirtsleuten, Maria und Urs Benz und ihrem Team heissen wir unsere Gäste im
Vito-Haus zur Sonne herzlich willkommen!